Natalie zu "Das Kind, das ich in meinen Träumen sah"
Senri Nakajo ist ein eigenbrötlerischer Teenager. Seine traumatische Vergangenheit lässt ihm keine Ruhe. Als er noch ein Kind war, wurden seine Eltern und sein geliebter Zwillingsbruder Kazuto ermordet und der Mörder nie gefunden.
Doch durch einen Zufall kommt Senri nun auf die Spur des Mörders seiner Familie. In der Hoffnung auf Rache nimmt er die Fährte auf. Doch schon bald wird er in ein Komplott aus Intrigen und Gewalt verwickelt.
Grundsätzlich schaut die Redaktion sich alle neuen Titel von Autor*innen an, deren Reihen wir bereits veröffentlicht haben. Darum war es eine Selbstverständlichkeit, nach Die Stadt, in der es mich nicht gibt auch Das Kind, das ich in meinen Träumen sah genau zu prüfen. Kei Sanbes erste Reihe hat im ganzen TOKYOPOP-Team viele Fans, weshalb die Vorfreude auf ein neues Werk von ihm besonders groß war. Und als wir dann endlich in den ersten Band reinlesen konnten, haben wir uns umso mehr gefreut, dass der Nachfolger dem Vorgänger in nichts nachsteht.
Dieses Cover! Reine Coverliebe! Die Farben sind einfach der Wahnsinn, und dann dieser coole Kniff mit dem Riss, der auch bei den späteren Bänden immer wieder aufgegriffen wird! Ich bin sehr froh, dass unsere Herstellerin Rita diese Besonderheit mit einer klugen Veredelung noch einmal hervorheben konnte. Natürlich müssen besonders bei einer plotlastigen Geschichte wie Das Kind, das ich in meinen Träumen sah vor allem die Geschichte und die Charaktere überzeugen, aber auch da landet Kei Sanbe wieder einen Volltreffer. Denn die Story um Senri, der sich nach vielen Jahren am Mörder seiner Familie rächen will und sein ganzes Leben dieser Aufgabe gewidmet hat, macht sofort neugierig.
Diesen Monat startet eine richtig coole Reihe von Kei Sanbe bei uns, dessen erstes Werk nun sogar nun nachgedruckt wird! Verantwortlich für diese tolle Lizenz ist unsere Redakteurin Natalie! Sie hat Das Kind, das ich in meinen Träumen sah entdeckt, betreut und war so lieb uns jetzt ein kleines Interview zur Reihe zu geben!
Ich bin ja schon seit meiner Kindheit großer Fan von Stephen King und würde sagen: Wer seine Romane oder die Verfilmung seiner Romane mag, muss unbedingt auch bei Kei Sanbe reinlesen. Aber auch Fans von Inio Asano, die die ernstere und tiefgehende Atmosphäre von Gute Nacht, Punpun oder Die Zeit am Abgrund zu schätzen wissen, werden hier Lesefutter finden, das man so schnell nicht aus der Hand legen kann und das sich durch eine Besonderheit – an dieser Stelle will ich natürlich nicht spoilern! – von anderen Geschichten ihrer Art noch mal deutlich abhebt.
Hier kommen unsere Fragen an Natalie:
Auch wenn die ursprüngliche Idee erst einmal simpel klingt – den Mörder aufspüren und Rache nehmen – stellt sich die Geschichte schon im ersten Band als viel verwickelter heraus, als Senri und auch der*die Leser*in ahnt. So ziehen einen Senris Nachforschungen darüber, was in seiner Kindheit tatsächlich geschehen ist, wie ein Strudel in seinen Bann. Charaktere, denen man im Kopf eine bestimmte Rolle zugeteilt hatte, stellen sich als komplexe, vielschichtige Persönlichkeiten heraus. Trotz der oberflächlichen Härte, die sie an den Tag legen, pflegen sie Freundschaften und Beziehungen, die sie menschlich und verletzlich machen, und haben eine Vergangenheit, die ihr Leben und ihre Entscheidungen manchmal in Richtungen führen, die man anfangs nicht erwartet hätte.
Einerseits schon, andererseits gibt es auch viele Dinge, die sich stark unterscheiden. Es gibt Themen, die Kei Sanbe erneut aufgreift, sie aber aus einer anderen Perspektive betrachtet. Wie Kinder mit Traumata umgehen und sich gegenseitig dabei stärken ist so ein Thema, aber auch die Suche nach einem Verbrecher sowie die ganz leichten Mystery-Elemente, die Sanbes Werke von anderen Thrillern abheben, gehören sicher dazu. Andererseits wird Das Kind, das ich in meinen Träumen sah größtenteils aus der Perspektive erwachsener Charaktere erzählt, und dass Protagonist Senri auf mehrere Arten mit dem organisierten Verbrechen in Kontakt kommt, verleiht der Geschichte eine ganz andere Atmosphäre als dem Vorgänger. Insgesamt würde ich sagen, dass Das Kind, das ich in meinen Träumen sah noch etwas düsterer ist als Die Stadt, in der es mich nicht gibt.